Fütterung

PDF-Broschüre erarbeitet von „Altweltkamele e.V." (Stand: Dezember 2017)
kva
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Fütterung

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In ihren Ursprungsländern fressen Altweltkamele trockene Gräser und dornige Büsche. Die Verdauung ist folglich auf solch ein Futter eingestellt, was bei der Fütterung beachtet werden muss.
Zur täglichen Grundversorgung des Kamels gehören Raufutter, Wasser und Salz und als Nahrungsergänzung bei Bedarf Selen und Vitamin E. Sowohl eine Unter- wie eine Überversorgung mit Selen und Vitamin E muss vermieden werden. Das Hauptfutter ist rohfaserreiches Raufutter, also Heu, Stroh, Grünfutter und gegebenenfalls Heulage.

Die Futtermenge pro Tag und Tier beträgt als Richtwert etwa 5-10 kg trockenes Raufutter. Als Erhaltungsfutter (Trockensubstanz) rechnet man circa ein Prozent der Körpermasse, bei arbeitenden Tieren circa zwei Prozent. Ein 500 kg schweres Kamel erhält demzufolge beispielsweise im Winter als Tagesration 5 kg Heu als Erhaltungs- und bis zu 10 kg Heu als Leistungsfutter.

Heu
Bevorzugt werden sollte rohfaserreiches Heu. Feines Heu kann gegebenenfalls mit Stroh gemischt werden. Bei Tieren mit erhöhtem Bedarf können mehrere Heusorten mit unterschiedlichen Nährstoffgehalten gemischt ad libitum angeboten werden.

Stroh
sollte neben Heu geboten werden, am besten Gersten- und Weizenstroh. Stroh ist für Kamele ein sättigendes und nährendes Raufutter.

Grünfutter
In den Ursprungsgebieten gibt es meist eine kurze Zeit im Jahr mit frischem Grünfutter. Diese wird von den Tieren genutzt, um die Energiereserven aufzufüllen. Grünfutter ist für Kamele also ein natürliches und sehr beliebtes Futter. Möglich ist Weidegang oder die Fütterung von geschnittenem Grünfutter. Bei guter fetter Wiese sollte der Weidegang begrenzt werden, z.B. auf zwei Stunden pro Tag, bei abgefressener oder überständiger Wiese umgekehrt. Unbedingt sollte speziell bei jungem Grünfutter Stroh gereicht werden, damit ausreichend Rohfaser aufgenommen wird.

Saftfutter
wie Äpfel, Möhren und Futterrüben lieben die Tiere sehr, sollte wegen des hohen Energie- und Zuckergehaltes aber nicht oder nur sehr selten gereicht werden. Dasselbe gilt für Brot. Hinzu kommt die erhebliche Gefahr der Schlundverstopfung.

Laub/ Äste
Sie gehören zum normalen Nahrungsspektrum des Kamels. Sie sind im Allgemeinen nährstoffreich, schmackhaft und beliebt. Sie beinhalten jeweils sehr verschiedene Stoffe, wie z.B. Bitterstoffe, Mineralstoffe, ätherische Öle, Gerbstoffe, Alkaloide und Glykoside. Gesund und beliebt sind z.B. Buche, Hainbuche, Birke, Linde, Weide, Pappel, Esche und Haselnuss. Wie verschiedene Wiesenkräuter können auch Laub und Äste verschiedener Pflanzen giftig sein.
Kamele meiden Giftpflanzen nicht immer! Sie fressen zum Beispiel teilweise einjähriges und älteres Jakobskreuzkraut. Kamele müssen teilweise lernen, Giftpflanzen zu vermeiden. Speziell Jungtiere oder umgesiedelte Tiere überlebten diesen Lernprozess wiederholt nicht.
Mineralstoffe/Salz
Sie sind als Futterzusatz unbedingt nötig, weißer Salzleckstein oder Himalaya-Salzleckstein wird sehr gerne genommen. Auf rote Minerallecksteine sollte verzichtet werden, um die Tiere nicht überzumineralisieren. Es eignen sich oft Leckmasse für Schafe oder Rinder, Vorsicht geboten ist bei Salzen und Futterzusätzen mit Kupfer, denn Kamele benötigen davon wenig [sup-2] überschüssiges Kupfer wird in der Leber gespeichert und nur langsam abgebaut, was zu einer Kupfervergiftung führen kann. Der genaue Kupferbedarf eines Kamels ist unbekannt.

Kraftfutter
Im Normalfall benötigen Kamele kein Kraftfutter. Es sollte nur in Ausnahmefällen gereicht werden, da die hohe Energie- und Eiweißzufuhr die Tiere schnell erkranken lässt.
Ausnahmen für Kraftfuttergabe könnten allenfalls kranke Tiere und laktierende Stuten in schlechter körperlicher Verfassung sein. Folgende Kraftfutterarten und alternative Futtermittel sind in solch einem Fall beispielsweise möglich:
  • Hafer/Quetschhafer: Er hat einen hohen Rohfaser- bei gleichzeitig geringem Nährstoffgehalt, einen hohen Gehalt an Vitamin E, einen hoher Fettanteil, einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren und eine hohe
    Wertigkeit der Aminosäuren Lysin und Cystin. Da Hafer gleichfalls einen hohen Eiweißanteil hat, ist trotzdem Vorsicht geboten.
  • Kleie/ Weizenkleie: ist reich an Eisen , Magnesium, Kalium, Zink, Kupfer, Mangan, Selen; den Vitaminen Thiamin B1, Riboflavin B2, Niacin B3, Pantothensäure B5, Vitamin B6, Folsäure B9 und Vitamin E.
  • Kamelpellets: es sollte darauf geachtet werden, dass sie einen hohen Rohfaser- und einen niedrigen Energie- und Eiweißgehalt haben.
  • Heulage: Sie ist sehr nährstoff- und vitaminreich. Heulage kann als Zufütterung neben Heu und Stroh verwendet werden. (Achtung: Listeriosegefahr bei verunreinigter Heulage!)
  • Heucobs: Sie sind eine Mischung von über 60 verschiedenen Gräsern und Kräutern , rohfaserreich, reich an natürlichen Vitaminen und Spurenelementen, frei von Staub und Schimmelpilzen und melassefrei.
Wasser
Kamele trinken, wenn sie die Wahl haben, gerne täglich mehrmals Wasser. Es kann ad libitum angeboten werden, mindestens einmal pro Tag sollte getränkt werden.
Gegenüber wechselnden Futterzeiten und wechselnden Futtermengen sind die Tiere sehr tolerant, lieben als Gewohnheitstiere aber regelmäßige Fütterung. Viele kleine Mahlzeiten sind besser als eine große, je länger die Tiere am Tag mit der Futteraufnahme beschäftigt sind, desto besser. Mindestens einmal täglich muss aber gefüttert werden.
Hauptfütterungsfehler in Europa
  • Überfütterung: Kamele sind immer hungrig, da sie genetisch darauf geprägt sind, Vorräte für die nächste Dürreperiode anszusammeln
  • Rohfasermangel, z.B. bei der ausschließlichen Weidefütterung mit jungem Gras
  • Überschuss an Kohlenhydraten und Eiweiß, z.B. durch Zufütterung von Kraftfutter, Obst, Gemüse, Brot
  • Mangel an Mineralstoffen, Vitamin E und/oder Selen
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