Stall, Auslauf und Zäune

PDF-Broschüre erarbeitet von „Altweltkamele e.V." (Stand: Dezember 2017)
kva
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Stall, Auslauf und Zäune

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Ein Stall bzw. Unterstand ist unbedingt notwendig.
Er dient dem Schutz vor Feuchtigkeit, vor intensiver Sonne, vor Insekten, vor Kälte bei Dromedaren im Winter, und vor Wind und Kälte bei jungen und kranken Tieren.

Der Stall muss immer unbeheizt sein. Auch Dromedare benötigen keinen Warmstall, da sie in ihren Ursprungsländern nachts ebenfalls mit Temperaturen im Minusbereich konfrontiert werden. Er sollte luftig, sehr hell und trocken sein und er kann zu einer, zwei oder drei Seiten offen, also eine Art großzügiger Unterstand sein. Wind vertragen die Tiere im Allgemeinen sehr gut, Zugluft -also punktueller Luftstrom auf einzelne Körperteile- muss hingegen vermieden werden. Je nach Herdenzusammenstellung und der daraus folgenden Gruppendynamik sind folgende Punkte zu beachten:
  • zwei Aus- bzw. Eingänge müssen vorhanden sein, und tote Winkel müssen vermieden werden, wenn Hengste mit Stuten und/oder Jungtieren zusammenlaufen und/oder wenn Neugeborene mit einer gemischten Herde laufen.
  • der Stall sollte im Allgemeinen ein Offenstall sein, das heißt für die Tiere frei passierbar und ohne einzelne Boxen.
  • eine zusätzliche Einzelbox ist hingegen sinnvoll für die vorübergehende Einzelhaltung von Stuten mit Neugeborenen, für die vorübergehende Separierung von Hengsten, und für Krankheitsfälle.
Der Boden des Stalls sollte fest, rutschfest und gut zu reinigen sein und nach Gestaltung möglicherweise einen Urinablauf haben. Stein- oder Betonböden sind praktischer und hygienischer als Holz-, Kies- oder Naturböden.

Eine weiche und/oder wärmende Einstreu brauchen Kamele nur in Ausnahmefällen. Bei Verwendung von Einstreu ist zu bedenken, dass Feuchte und Wärme der Matte eine hohe Keimbelastung bedeuten können, und die Einstreu daher regelmäßig erneuert werden muss. Zusätzlich sind die Schwielen an den Füßen ebenso empfindlich gegenüber Ammoniak und Nässe, wie das „fünfte Bein“ und die vier Liegeschwielen, die täglich stundenlang Kontakt zur Einstreumatte haben. Bei festen Böden hat sich eine dünne, urinaufsaugende Einstreu als praktisch erwiesen, die täglich gewechselt wird.
Vorsicht ist bei Holzspänen geboten: Kamele fressen Holz und folglich auch Holzspäne. Deshalb sollten Holzspäne sauber und frei sein von z.B. Lack und Öl.
Die empfohlene Mindestgröße des Stalls beträgt in Deutschland beispielsweise 4 m² pro Tier, mindestens jedoch 12 m² ab dem ersten Tier. Dieses Maß ist nur ausreichend bei einer Herde in Freilaufhaltung ohne Einzelboxen und gleichzeitigem immer passierbaren Zugang zum Auslauf, und/oder täglich ausreichender Bewegung der Tiere außerhalb des Stalls durch den Menschen. Insbesondere bei kleineren Herden und teilweise verschlossenem Stall sollte man mindestens 10 m² pro Tier rechnen.

Die empfohlene Mindestgröße des Auslaufes bzw. Geheges beträgt in Deutschland 300 m² bei einer Gruppe von drei Großkamelen, für jedes weitere Tier werden zusätzlich 50 m² gefordert. Dieses Maß ist wiederum nur dann ausreichend, wenn täglich ausreichende Bewegung der Tiere durch den Menschen außerhalb des Auslaufes geboten wird. Ein Gehege für eine Gruppe von drei Kamelen sollte ansonsten nicht unter 500 m² Größe haben, für jedes weitere Tier mindestens 150 m² zusätzlich. Ein Auslauf- bzw. Außengehege ist zusätzlich zum Stall unbedingt notwendig, dessen Hauptaufgaben darin bestehen, direkte Sonnenstrahlung zuzulassen und Bewegungsmöglichkeiten zu bieten.

Futter und Wasser sollten eher im Auslauf als im Stall gereicht werden. Sonnen- und Schattenplätze sollten ebenso vorhanden sein, wie Sandflächen und Flächen mit harten Böden für den Sohlenabrieb. Grünflächen sind ebenfalls sinnvoll. Scheuerstellen sind nötig. Durch eine geschickte weiträumige Anordnung von Futter, Salz, Wasser, Liegefläche, Knabberecke, Grünfläche und Stall sollten die Kamele zu möglichst viel Bewegung motiviert werden.
Generell gilt: Je weniger das Kamel durch den Menschen mit Reiten, Führen oder Fahren aktiv bewegt wird, desto größer und abwechslungsreicher sollte der Auslauf des Geheges sein.
Futterplätze: Je nach Herdenzusammenstellung und der daraus folgenden Gruppendynamik sind teilweise mehrere Futterplätze nötig. Vermieden werden sollte unbedingt, dass über das Futter Sand aufgenommen wird. Das heißt, Heu, Gras, Zweige oder Mineralfutter nicht vom Sandboden, sondern aus Trögen, Raufen oder von harten sauberen Bodenplatten füttern. Eine Anbindevorrichtung in Stall und Auslauf ist sinnvoll. Ebenso eine Absperrmöglichkeit der einzelnen Tiere, wenn z.B. Mineralfutter oder Medikamente individuell verabreicht werden.

Bäume innerhalb des Auslaufgeheges sollten vor Verbiss geschützt werden.

Als Begrenzung des Geheges sind verschiedene Varianten möglich. Gräben oder Wassergräben eignen sich entgegen oft zu lesenden Empfehlungen nicht in jedem Fall. Es kam wiederholt zu Todesfällen nach Festliegen in Gräben, z.B. infolge von Ertrinken. Manche Kamele überwinden diese Hindernisse außerdem erstaunlich geschickt.Stromführende Zäune eignen sich, wenn die Tiere im Sommer in kurzem Haarkleid diese Zaunform kennen lernen. Im Winter kommt der Strom hingegen nicht durch das dicke Fell und die Kamele respektieren ihn nur, wenn sie ihn vom Sommer her bereits kennen. Generell gilt für Stromzäume, dass sie zur Vermeidung von dramatischen Schnittverletzungen im Notfall zerreißbar sein müssen.
Bei allen festen Zäunen aus Holz, Metall oder Plastik gilt: Wenn sie nicht bis zum Boden reichen, besteht die Gefahr des Festliegens: Kamele können sich unterm Zaun mit den Beinen oder mit einem oder zwei Höckern festliegen.
Empfehlenswert ist eine zusätzliche Stromlitze mit Abstandshaltern in Bodennähe. Zäune dürfen keine Löcher haben, die ein Verklemmen der Gliedmaßen ermöglichen. Wildzäune beispielsweise stellen diesbezüglich eine hohe Unfallgefahr dar. Normalerweise lassen sich Kamele hinter festen Zäunen halten, die nur eine vergleichsweise geringe Höhe haben. Empfohlen wird zur Sicherheit eine Höhe von 1,40 Meter.

Eine Separierungsmöglichkeit für z.B. Hengste sollte es, wie im Stall, auch im Auslauf geben. Wiederholt kam es vor, dass Hengste während der Brunft mit dem Maul über oder durch den Zaun nach Neugeborenen, Konkurrenten oder Menschen griffen, und dabei erhebliche Verletzungen verursachten. Die Absperrung des Hengstes in der Brunft muss also höher und massiver sein, als die der anderen Tiere.
Weiterhin sollte beim Zaunbau beachtet werden, dass die Tiere von Fremden nicht unkontrolliert gefüttert, gestreichelt oder besucht werden können. Hierzu empfiehlt es sich, zwei Meter vor dem eigentlichen Gehegezaun einen zusätzlichen Besucherzaun aufzustellen.
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