A-I: Natürlicher Lebensraum und physiologische Daten

herausgegeben von der „Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V." (Version 2.1, Stand: Oktober 2017)
kva
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A-I: Natürlicher Lebensraum und physiologische Daten

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A-I.1: Großkamele (Altweltkamele)
Zur Gattung der Großkamele gehören das zweihöckerige Trampeltier ([Anm. kva: Camelus bactrianus und] C. ferus), das einhöckerige Dromedar (C. dromedarius) sowie das Tulu, ein Kreuzungsprodukt beider Formen (i.d.R. Dromedarstute x Trampeltierhengst). Darüber hinaus existieren auch Rückkreuzungen zwischen Tulus und Dromedaren die man oft in Zoologischen Gärten und Zirkusbetrieben als „Dromedare“ antreffen kann.

Das natürliche Verbreitungsgebiet der Großkamele sind die asiatischen und afrikanischen Wüsten, Halbwüsten und Trockensteppen bzw. Trockensavannenregionen wo ihre domestizierte Form als Last-, Zug- und Reittier sowie als Produzent von Fleisch, Milch, Wolle, Fell, Leder und Brennmaterial verwendet wird. Verwilderte Dromedare kommen auch in Australien vor.

Dromedare und Trampeltiere leben in festen Verbänden, bestehend aus einem Hengst und mehreren Stuten mit Nachkommen. Außerhalb von Familienverbänden leben Hengste in sog. Junggesellengruppen oder als Einzelgänger. Mehrere geschlechtsreife Hengste in einer Herde sind untereinander jedoch unverträglich. Kamele laufen in der Natur zur Wasser- und Nahrungsaufnahme bis zu 200 km an einem Tag.

Ihren Namen Schwielensohler haben die Kamele von dem Bau der Füße. Die Phalanx 1, 2 und 3 verläuft nicht in einer geraden, sondern einer gebrochenen Linie. Das Nagelendglied trägt einen kleinen Nagel mit gekrümmter Hornwand (Zwischenform Kralle und Klaue). Der Fuß selbst ist mit einem hochelastischen Sohlenpolster (Binde- und Fettgewebe) und breiter Sohlenfläche versehen. Kamele sind typische Passgänger, d.h. Vorder- und Hinterfuß einer Körperseite werden gleichzeitig vorgesetzt. Dadurch kommt es zum schaukelnden Gang dieser Tiere. Dieser Passgang wird auch im Trab beibehalten. Der Galopp entspricht dem der anderen Säuger. Beim Niederlegen knickt das Kamel zunächst in den Karpalgelenken ein und
stützt sich darauf ab. Danach kommt es zum Einknicken der Sprung- und dann der Ellenbogengelenke. Es „schaukelt also nach vorne dann zurück und wieder nach vorne“ und schiebt danach seine Beine unter den Körper bis es schließlich liegt. Das Aufstehen erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.

Die gespaltene Oberlippe (Greiflippe) ermöglicht den Kamelen, feinste Blätter aus Dornbüschen und zwischen Steinen abzupflücken.

Großkamele besitzen verschließbare Nasenlöcher. Im Oberkiefer adulter Tiere fehlen die I 1 und I 2 , der I 3 ist rückwärtig verlagert. Die Canini sind spitz und durch ein Diastema von den Incisivi getrennt. Die Incisivi und Canini sind leicht nach hinten gekrümmt. (Cave: Bisse können dadurch gefährliche Verletzungen verursachen). Der Oberschenkel ist durch das Fehlen der Spannhaut (Kniefalte) frei beweglich. (Cave: Dadurch können Kamele nach allen Seiten ausschlagen und es fehlt dadurch eine Fixationsmöglichkeit!)

Großkamele besitzen einen vierkammerigen aber dreihöhligen Magen. Im Gegensatz zu den „echten“ Wiederkäuern fehlt ihnen der Psalter. Darüber hinaus besitzen sie keine Gallenblase. Die Höcker der Großkamele bestehen aus Fettgewebe. Sie sind Energie- und keine Wasserspeicher. Die Einlagerung von Fettgewebe in den Höckern statt in kutanen Depots dient zum Schutz vor Erwärmung, da Fett ein schlechter Wärmeleiter ist.

Der geringe Wasserbedarf der Großkamele beruht auf der Tatsache, dass sie ihre Körpertemperatur von 34 °C auf über 40 °C erhöhen können. So wird die extreme Hitze im Körper gespeichert und während der Nacht bei kühleren Temperaturen abgegeben, ohne dass die Tiere Wasser verlieren.
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